Erforschung von Hepatitis-E-Viren und Arboviren – damit Blutprodukte noch sicherer werden.
In der Abteilung Forschung & Entwicklung beschäftigt man sich unter anderem mit dem Hepatitis-E-Virus und mit Arboviren. Diese Forschungsprojekte der IRB haben zum Ziel, die Sicherheit von Blutspendenden und der Empfängerinnen und Empfänger von Blutprodukten zu erhöhen.
Das Hepatitis-E-Virus (HEV), besonders der Genotyp 3, ist seit gut zehn Jahren in Europa vermehrt im Fokus. Die IRB bietet ab 2018 sowohl die serologische als auch die molekularbiologische Testung (PCR) für das HEV an. Diese stellen wir unseren Kunden, anderen Blutspendediensten, Labors und Spitälern zur Verfügung. Parallel arbeitet das Team an mehreren HEV-Forschungsprojekten.
Ein weiterer aktueller Forschungsschwerpunkt sind Arboviren, von denen über 350 verschiedene Formen bekannt sind. Arboviren werden durch Insekten (z.B. Mücken) oder Spinnentiere (z.B. Zecken) übertragen, was zu zahlreichen Krankheiten führen kann, unter anderem Dengue-Fieber oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Auch das Zika-Virus, das seit 2015 in Lateinamerika vermehrt auftritt, gehört zu den Arboviren. In der IRB versucht man mittels Studien deren Einfluss auf die Blutprodukte zu erforschen.
Die IRB hat im Jahr 2016 eine Methodik etabliert, die es ermöglicht, den RhD-Status eines ungeborenen Kindes durch den Nachweis von fötaler DNA im mütterlichen Blut zuverlässig zu bestimmen. Dieser Test wurde inzwischen in die Routinediagnostik integriert. Wenn dank der RHD-Bestimmung feststeht, dass eine RhD-negative Frau mit einem RhD-negativen Kind schwanger ist, benötigt sie keine Rhesusprophylaxe – das bedeutet, dass man auf die unnötige Gabe einer Antiköperprophylaxe verzichten kann.
Für die Forschung & Entwicklung ist eine gute Zusammenarbeit mit der Routinediagnostik essenziell, da diese viele Daten für Forschungsprojekte liefert. Diese Zusammenarbeit ist bei der IRB glücklicherweise ausgezeichnet!
Für den Bereich Forschung und Entwicklung sind gut ausgebildete Mitarbeitende, die Labortechniken kennen und mit wissenschaftlichen Abläufen vertraut sind, eminent wichtig. Daher engagiert sich die IRB bei der Ausbildung von Fachleuten. Im letzten Jahr konnten wir vier Studierende der Laborwissenschaften bei uns begrüssen, die einen Teil ihrer praktischen Ausbildung bei uns absolvieren. Zudem sind bei uns Doktoranden tätig. Einer von ihnen, Dr. Giona Sonego, hat im letzten Jahr seine Doktorarbeit mit dem Titel «Untersuchung der Auswirkungen von Pathogen-Inaktivierungstechniken auf das Thrombozyten-Proteom und ihre Funktionalität» erfolgreich abgeschlossen. Dank dieser Arbeit verstehen wir nun besser, wie Massnahmen der Pathogeninaktivierung sich auf Thrombozytenkonzentrate auswirken.
Ebenfalls wichtig für unseren Bereich ist die enge Zusammenarbeit mit anderen Institutionen aus Medizin, Wissenschaft und Industrie. Das Onkologiedepartement des Universitätsspitals Lausanne (CHUV) hat uns mit der Realisierung von therapeutischen Apheresen beauftragt. Wir stellen unsere Expertise für das Einfrieren von Blutzellen zur Verfügung. Ein anderes Beispiel betrifft die Validierung neuer Probeentnahmekits gemeinsam mit der Firma Fresenius-Kabi. Die meisten dieser Projekte werden in Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen der IRB durchgeführt.
In einigen unserer Forschungsprojekte beschäftigen wir uns mit Antioxidantien, also Molekülen, die im Körper Alterungsprozesse verlangsamen oder verhindern können. In einem Projekt wurde untersucht, wie der Antioxidantiengehalt im Blut mit bestimmten Charakteristika der Spendenden zusammenhängt. Die Resultate zeigen, dass sich im Blut von Frauen weniger Antioxidantien befinden als im Blut von Männern und dass starker Stress den Antioxidantiengehalt mindert. Ob und wie sich der Antioxidantiengehalt auf die Qualität der Blutprodukte auswirkt, ist momentan aber noch unbekannt.